In Zusammenarbeit der Elternkreise entstand ein Brief an Eltern und Angehörige, der wertvolle Erkenntnisse unserer Selbsthilfegruppen vermittelt (siehe Else Meyer: Eltern im Drogenproblem, Academia-Verlag).
Liebe Eltern und Angehörige,
wir wissen, wie
beunruhigend und beängstigend für Sie die Erkenntnis ist, ein
drogenkonsumierendes/ drogenabhängiges Familienmitglied zu haben, dem
Sie um jeden Preis helfen möchten – wir alle haben es erlebt. Darum
möchten wir Ihnen unsere Erfahrungen im Interesse der gefährdeten Kinder
und Jugendlichen und jungen Erwachsenen mitteilen. Vor allem scheint
es uns wichtig, Sie auf einige wesentliche Punkte aufmerksam zu machen,
die Sie in Ihre Überlegungen und Ihr Handeln hilfreich einbeziehen
können. Für uns betroffene Eltern haben sich diese „Zehn Gebote“ als
große Hilfe erwiesen.
Die Suchterkrankung unterscheidet sich von
anderen Krankheiten deutlich dadurch, dass der Drogenkonsument/
Abhängige sein gestörtes Lebensgefühl und seinen gesundheitszerstörenden
und persönlichkeitsverändernden Zustand hartnäckig vor sich und
anderen leugnet. Eine Therapie ist aber angewiesen auf die aktive
Mitarbeit des Abhängigen. Nur so kann sie überhaupt Erfolg haben. Also
muss der Suchtkranke erst einmal lernen, die Schwere seines Konsums/
seiner Abhängigkeit zu erkennen, um unter dem Druck der Ausweglosigkeit
seiner Situation Therapiebereitschaft zu entwickeln.
Hier kann
und sollte die Hilfe der Angehörigen einsetzen. Wir wissen, welch
schwieriges Umdenken es von Eltern erfordert, die gewohnte Haltung des
Bewahrens und Abwenden von Schaden aufzugeben. Wir als Eltern
Drogenabhängiger möchten Sie ermutigen, diesem Weg zu vertrauen, den wir
gegangen sind, auf dem wir uns gegenseitig gestärkt und gemeinsam
unser Verhalten in kleinen Schritten verändert haben. Unser eigenes
Leben hat gerade in seiner deutlichen und konsequenten Abgrenzung zur
erstarrten Lebensform des Drogenabhängigen an Sicherheit gewonnen und
es uns erleichtert zu erkennen, wo wir uns in der Vergangenheit nur zum
Gehilfen der Sucht gemacht haben. Oft nämlich gerade dann, wenn wir
glaubten zu helfen. Wir werden immer wieder in unserem Weg bestätigt –
durch die positiven Veränderungen und Rückmeldungen drogenfrei
gewordener und gebliebener Kinder, Jugendlicher und Erwachsener aus
unseren Elternkreisen.
Bitte überdenken Sie folgende
Punkte und versuchen Sie, diese ZEHN GEBOTE in Gesprächen &
Situationen mit einem drogenabhängigen Familienmitglied einzubeziehen:
1.
Befreien Sie sich von dem Gedanken, Sie könnten den Drogenkonsumenten/
Abhängigen zur Einsicht zwingen. Er lebt in einer anderen, in seiner
eigenen Realität.
2. Stellen Sie Ihre Realität so ruhig &
sicher wie möglich neben seine: „Du magst das so sehen und empfinden –
wir sehen das anders…“
3. Verschwenden Sie keine Zeit darauf, nach Hinweisen und Spuren möglichen Drogenkonsums zu suchen.
4.
Üben Sie innerhalb der ganzen Familie in diesem Punkt einheitliches
und konsequentes Verhalten gegenüber dem Konsumenten/ Abhängigen und
vermeiden Sie es, sich deswegen zu rechtfertigen.
5. Nehmen Sie dem Drogenkonsumenten/ Abhängigen nicht das Geringste zur Lebensbewältigung ab, was er selbst tun könnte.
6.
Wenden Sie sich dagegen wieder mehr Ihren eigenen Interessen und denen
der übrigen Familie zu. Es wird dem Abhängigen schmerzhaft deutlich
machen, wie sehr ihn die Droge isoliert.
7. Sprechen Sie als
Familie miteinander über Erlebnisse, Erkenntnisse, Empfindungen, über
Freude oder auch Schwierigkeiten – wenn nicht mit ihm, so doch wenn er
dabei ist. Er hört mehr als er zugibt.
8. Stellen Sie seinem
Konsum von künstlichen „Rauscherlebnissen“ Ihr wirkliches Erleben,
seiner „konsumierten Kommunikation“ echte Gemeinschaft gegenüber statt
darüber zu diskutieren.
9. Verweilen Sie nicht mit Ihren Gedanken in der Vergangenheit oder Zukunft, sondern gehen Sie mutig den heutigen Tag an.
10. Bewahren Sie Geduld, üben Sie sich in Gelassenheit und geben Sie die Hoffnung nicht auf.
…
weil wir aus eigener Erfahrung wissen, wie schwer dieser Weg ist,
bieten wir Ihnen das befreiende & klärende Gespräch in unserer
Gemeinschaft an:
Unsere Hilfe zur Selbsthilfe!